Ergebe dich heißt nicht nicht handeln. Du musst die Tore in dir öffnen. Wild wütendes Tun baut Mauern, will erhalten, doch das Ewige ist Wandel. Das Schalten, Ordnen, Rechnen nur für Zwecke ohne Sinn verbaut Gewissheiten in Särge, blind für sein Worin. Erlaub‘ den Sprung hinaus ins Hoffen, und der Bann, dein Schutzschild, ist gebrochen. Fürchte nicht, kaputt zu gehen: Nur wenn du widerstehst, liegst du im Weg als Knochenschutt, wirst abgetragen. Dabei bist du gemacht zum Fließen. Schöpfst du dich aus tiefstem Grund – glaub ihm! glaub ihm! – wirst du die Unversehrtheit finden. Wie immer: Ich bin gespannt auf eure (lyrischen) Kommentare!
Kleines Selbstmördergedicht
Weil jede Abbildung zugleich schöpferisch ist, deshalb bietet die Literatur Raum für Erfahrungen, die in der Realität zu kurz kommen (sexy Lovestory) oder nicht vorkommen dürfen (Selbstmord). Letzteres war hier mein Versuch: das Hässliche oder Böse in der Glasphiole der Sprache zu versiegeln, die, wenn kunstfertig geschliffen, das Unerträgliche ästhetisch macht. Du steigst aufs Fensterbrett. Dein Schritt hebt dich dem Himmel näher: Große Kuppel Leere, unvorstellbar finster hinterm blauen Bleich des Sonnensterns. Du weißt, das Nähern ist vergebens, Mühen gen unendlich. Nur verlöschen, das ist möglich: zärtlich, wenn du willst, holt es dich weg. Wie abgeschöpft. Vollständig. Nach so langem Streben nach dem höhnisch fernen Oben bleibt als…
Hassan Welthasser*in und das Liebesleben (geht weiter). (Bergab.)
Endlich wieder ein Hassan-Comic! Letztes Mal ging es um Hassans erotische Schwäche für Matthias Schweighöfer, nun kommt die thematische Fortsetzung. Es hört eben nicht auf, das verzwickte Liebesleben. Immer kriegt man, was man nicht will, und manchmal nicht mal das. Aber guckt selbst. Zum Vergrößern wird das Anklicken empfohlen. Metaebene: Wer ist eigentlich Hassan? Mann, Frau, Asylbewerber, ein Durchschnittsburger wie Kuh und Chicken? Schwer zu sagen. Ich denke, Hassan ist das, was ich im Spiegel sehe, wenn ich das Licht ausmache.
Eine winzige Geschichte über die Möglichkeit von Liebe
Irgendwo zwischen Lyrik und Prosa ist mir diese Geschichte unterlaufen. Ich saß in der Bibliothek und wollte eigentlich an meinem Roman arbeiten, stattdessen kamen mir zwei Menschen in den Sinn, die sich noch nicht kennen, aber vielleicht schon heute Nacht kennenlernen werden. Hier ist ihre Vorgeschichte: Liebesaussicht in Miniatur Als sie klein war, dachte sie, sie hätte Macht über das Wetter. Wenn sie sich in den Garten legte, dem Ekel zum Trotz alle Glieder gespreizt im wurmigen, wassersatten Gras, sich selbst als Opfer zu geben bereit für ihren Zauber, dann zogen zwischen den Dächern die Wolken vorbei und behielten ihren Regen. Seine erste Erinnerung verfing sich an…
ACHTUNG! *Obergeheim bis JETZT* Inhaltsangabe zum neuen Roman! °.°
Moment, Moment. Bevor ihr euch auf die Inhaltsangabe stürzt, ein Wörtchen vorweg. Ich sollte die Geschichte für den Verlag in wenigen Sätzen (5 bis 7) auf den Punkt bringen. Was immer schlimm bis unmöglich ist. In diesem Fall tendierte es notgedrungen Richtung “schlimm”. Der Inhalt ist extrem verkürzt, teilweise zusammengemogelt und ein bisschen reißerisch aufgeplustert. (Soll das heißen, Autoren belügen ihre Verlage? Mais non! Aber einen Autor zu 5 – 7 Sätzen bewegen, das ist wie eine Aussage um ein paar Wörter kürzen: “Ich finde Lügen gar nicht schön, aber notfalls in Ordnung.”) Darum habe ich die Inhaltsangabe hier mit Fußnoten versehen, die euch unter den schamlosesten Plattitüden die Falltür in den Tiefsinn weisen sollen. Ansonsten ist…
Nach dem Winterschlaf …
Es ist wahr, manchmal schrumpft meine Welt. Sie kann so klein werden, dass nur noch meine Wohnung, mein Computer, ein paar Menschen hineinpassen. Oder nur ein Mensch. Oder ein einziges Buch. Oder ein sehr minimalistisches Handyspiel. Mein letzter blog-Eintrag ist fast vier Monate her, und das weiße Blatt (Hintergrundleuchten), auf das ich diese Buchstaben setze, kommt mir bedrohlich grenzenlos vor. Aber immerhin: Ich bin nicht gestorben und nicht komplett in Eigenbrötlerei verbacken, ich habe nur ein paar Monate vor mich hingedöst. Und ja, auch einen Roman zu Ende geschrieben. (Dösen ist der Rohstoff fürs Schreiben.) Und für diesen Roman gibt es auch einen Vertrag! Das heißt, er wird veröffentlicht und dann könnt ihr…
Hassan Welthasser*in und das Liebesleben
Neues von Hassan, dem Welthasser*in! Ja, mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Zum Vergrößern bitte anklicken.
Beim Goethe-Institut in den Vereinten Arabischen Emiraten
Foto mit Abdelasis von der MBR-Foundation, Lyriker Tristan Marquardt, mit mir (ÖÖCH!), Comiczeichnerin Soufeina Hamid alias Tuffix und Bettina Quabius vom Goethe-Institut. Heute ist mein letzter Tag in Dubai. Zwei Wochen war ich hier, um das Land kennenzulernen und darüber zu schreiben. Um eine andere Kultur zu verstehen, reichen zwei Wochen gewiss nicht aus. Den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen und möglichst ein, zwei Bodenproben zu nehmen, war das erklärte Ziel. Worauf ich stieß, war weniger das Andere als mein Eigenes: Die Emirate als politischer, religiöser und gesellschaftlicher Gegenentwurf zu meiner Heimat halfen mir zu verstehen, was meine Heimat eigentlich ausmacht, wo ihre Vor- und Nachteile liegen. Ist…
Insekt am Fenster: lyrische Betrachtungen von euch und mir
Ich war mal wieder eine halbe Ewigkeit nicht hier. Meine Entschuldigung ist, dass ich in den Kosmos einer Geschichte abgetaucht bin, die ich derzeit schreibe – mit einer Vorgabe von 1000 Wörtern pro Tag. Heute Morgen, als ich weiterarbeiten wollte, habe ich realisiert, dass ich gestern Abend in der Uni-Bibliothek vor Müdigkeit vergessen habe, die aktuelle Version des Manuskripts auf eine Cloud hochzuladen: Jetzt liegt das Manuskript auf einem Computer in der Universität. Und ich liege noch im Bett. Für Panik um die gestern geleistete Schreibarbeit fehlt mir aber einfach die Energie, es ist sonnig und wohlig hier, ich trage die extra gemütlichen Socken und habe ein Glas kalten Milchkaffee neben mir. Was will…
Sommerbrut (ein Gedicht)
Manche Gedichte brauchen Wochen, Monate oder Jahre, bis die letzten zwei Worte gefunden sind, die wie unentbehrliche Schrauben die Maschine zum Laufen bringen. Monatelang hat folgendes Gedicht in meiner Schublade gewartet, bis es sich endlich fertig anfühlte: wie ein Strauß gepresster Wildblumen, wild durcheinander duftend und zerfallend in Krümel getrockneter Sehnsucht. Mit Federgras Gemalter, gedeihst im Verderb, dir steht der Sinn nach dem Ruß des Sommers. Beschönigt wirst du vom Weidengeflüster, von Schatten in Splittern, die auf dem Weiher als kosende Zeit wie gerupfte Blüten in Kreisen treiben. Du singst als Gemahl der Grillen vom Immer, wo doch jeder außer den Tieren weiß, dass in allen Momenten das Sterben…
Echte Anti-Haltung ist Anti-Anti-Haltung: Nach HASSAN kommen die MUNKLER!
Eigentlich ist das Zeichnen eine Fluchtwelt für mich, wenn es mit dem Schreiben nicht klappt. Eine trotzige Abkehr vom Zwang, vom Beruf, vom Leisten. HASSAN ist für mich zudem eine so genugtuende Negation von allem Schönen, Netten und Erbaulichen, dass der Comic mein persönliches Negativ von Kitsch ist, die konsequente Anti-Haltung: (Zum Vergrößern anklicken.) Aber Anti-Haltungen müssen sich, wenn sie wirklich konsequent sind, irgendwann auch gegen sich selbst wenden. Denn anti sein heißt, alles zu negieren, alles, ALLES! Ja, und das ist nun auch passiert. Von der Anti-Kraft HASSANs bin ich ins genaue Gegenteil geschleudert worden. Genauer gesagt ins Bett von zwei namenlosen Turteltäubchen, die nachts miteinander über die Liebe munkeln. Wenn…
Woran ich schreibe … nicht ohne Hassan!
Die Wochen sind dahingeflogen. Lange war ich nicht mehr auf dem Blog, und das ausgerechnet nach dem letzten Suizid-Hassan. Aber ich lebe noch! Und zwar ziemlich unspektakulär. Fahre morgens nach Dahlem raus, wo die Uni ist, versuche Hegel und Schelling zu lesen und spiele Sudoku und Spider Solitär, höre mir Vorlesungen über die Apokalypse an (sehr bald, sagen fast alle, und das zu allen Zeiten), trinke lecker Mensa-Kaffeeeisbrei (mit extra Sahne) und sitze bis abends an einem Computer in der Bibliothek. Um zu schreiben, natürlich. An ganz verschiedenen Romanen. Na gut, es sind eigentlich zwei Romane. Der eine fiel mir ein wie ein Lichtstrahl, ich glühte regelrecht vor Vorfreude, mich an die…
Neues von Hassan. “In der Ferne Züge: verpasste Suizide”
Hassan ist mein neues Lebensmaskotchen, meine Muse. Einige ihrer/seiner Abenteuer möchte ich mit euch teilen. Zum Beispiel Hassans Reaktion auf unseren Sommeranfang: Herbstspaziergang. Bitte zum Vergrößern anklicken. Viel Vergnügen.
Larmoyanz schlägt um (sich. Oder in etwas.)
Ich war lange nicht mehr hier. Der Blog fühlt sich an wie ein Zimmer, das ich gemieden habe, und dessen Wände sich kühler, lebloser anfühlen als zuvor, unergriffen von menschlichen Blicken. Das liegt daran, dass ich mich nach dem Erscheinen von NoN und einigen Lesungen so öffentlich fühlte, dass ich eine Weile gar nicht mehr darüber nachdenken wollte, dass diese Geschichte, dieser türenreiche Würfel aus dem Gebäude meines Innenlebens jetzt öffentlich ist, in den Händen von vielen. Einerseits bin ich sehr interessiert daran, Leser zu treffen, andererseits ist es verstörend, dass sie Fremde sind, obwohl man mit ihnen doch so Intimes teilt. Eigentlich möchte ich jeden Leser mit Namen kennen, wissen, was er…
Fetischmädchen (Bericht von der Leipziger Buchmesse)
Erkältet, zerknittert, sterbensmüde, so komme ich dieses Jahr von der Leipziger Buchmesse zurück – und wie war es toll! Ich durfte so viele interessante Menschen kennenlernen, sogar den einen oder anderen Testleser hier vom Blog. Nach über zehn Jahren Schriftstellerei erschrecke ich mich immer noch, wenn leibhaftige Leute vor mir stehen, meine Innenwelten gedruckt in der Hand, und sich als Bewohner derselben Träume offenbaren. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen. Vielleicht ist das auch gut so. Die besonderen Momente der letzten Tage sind kaum zu vermitteln. Zum Beispiel, als mir die Bookwives nach einem gemütlichen Interview im schrankgroßen Hinterzimmer des dtv junior Standes die Beweglichkeit ihres mobilen Traummannes demonstrierten. Oder als ehemalige Analphabeten bei einer gemeinsamen…
Lyrik-Flashmob #2
Endlich wieder! Nachdem der erste Lyrik-Flashmob mit euch einen Haufen toller Gedichte zutage gefördert hat, möchte ich hiermit noch einmal zum beherzten Durchschaufeln eurer literarischen Schubladen, Tagebücher, Poesiealben und Geheimmappen aufrufen. Ich werde mit einem Gedicht den Anfang machen und hoffe, ihr stellt viele interessante Werke in den Kommentaren aus. Außerdem möchte ich euch noch auf eine Ausschreibung hinweisen, die für die Lyrikbegeisterten unter euch interessant sein könnte – es geht um eine Publikation: “Als End- und Höhepunkt des Projektes „Babelsprech“ wird Ende Oktober 2015 die dritte Ausgabe der vielbeachteten Anthologie „Lyrik von Jetzt“ im Wallstein Verlag erscheinen. Deadline ist der 31. März! Mit „Lyrik von Jetzt 3“ sollen…
Das Buch ist da! (Zumindest bei mir.)
Gerade kamen die Belegexemplare per Post! :D Schaut selbst – und entschuldigt das komische Format, aber youtube hat mir nicht erlaubt, das ganze zu drehen:
Zeichenstunde in der Ringbahn
Gestern fand ja die Zeichenstunde in der Ringbahn statt: Lis(s)a, Jenny, Johanna, Sophia und ich sind einmal wie Nicki und Canon rund um die Berliner Innenstadt gefahren und haben Leute abgemalt. Und das, ohne angeschnauzt zu werden! Handys sei dank – die meisten Fahrgäste starrten wie hypnotisiert auf ihre kleinen technischen Weltenfenster. Die Ergebnisse unserer Zeichenstunde will ich niemandem vorenthalten. Ich finde, es war ein sehr produktiver Mittag! Danke nochmals Lisa (ich lasse dein virtuelle-Identität-S jetzt weg, weil ich mich auf dein reales Ich beziehe), Jenny, Sophia und Johanna für die unterhaltsamen Stunden. Wie versprochen unser zum Fünftel missglücktes Gruppenfoto:
Lyrik-Flashmob #1
Wie versprochen geht es heute los mit der Offenlegung meiner und hoffentlich auch eurer weichen, austerigen Herzen von damals und heute – in lyrischer Form. (Wie sonst?) Es war ganz schön schwer, mich zwischen all den Gedichten aus meinem Ordner zu entscheiden, die sich in den letzten sechs Jahren angehäuft haben. Sechs Jahre, weil ich damals wieder mit Lyrik anfing, und zwar ziemlich ahnungslos. Darum ist eins der Gedichte, die ich heute veröffentlichen will, auch eins der ersten, die ich schrieb. Es handelt ganz konkret davon, warum ich mich überhaupt an die Lyrik gewendet habe, nämlich aus einer Schreibkrise heraus. Ich tat mich schwer, an meinem Roman zu arbeiten. Es fühlte…
Aus dem Zwang heraus, immer das Ende zu verraten: das Thema ist LYRIK-FLASHMOB
Dieser Blogeintrag hat ein Thema, aber weil es derzeit noch irgendwo unter den flüchtigen Dingen verborgen liegt, die mein Bewusstsein füllen, gibt es die erratischen Flatterwesen aus meinem Kopf zuerst: 1. Weihnachten war gestern. Habt ihr gefeiert? Ich war allein und hab gezeichnet. War aber nicht deprimierend, weil ich nicht daran gedacht habe, dass Weihnachten ist, Jahrestag meiner größten Kinderfreuden, Geburtstag des Heilands, Festzug der Coca-Cola-Trucks, Kannibalismussause irgendeines vergessenen keltischen Stammes. (Ist die Tatsache, dass ich nicht dran gedacht habe, deprimierend? Eine gewisse pragmatische Kulturabtrünnigkeit hat noch niemandem geschadet, schätze ich. Ausgenommen die keltischen Anti-Kannibalen, die wurden nämlich gebacken.) Plätzchen esse ich aber trotzdem gerne, und darauf kommt es doch an. 2. Die Kommentarfunktion bei NoN…
Schnüffeln im Schreibtisch
Ich habe ja zu Beginn der Testlese-Aktion von NoN angekündigt, dass ich alles aus meinen Schubladen kramen würde, was es an Hintergrundmaterial zu dem Roman gibt. Aber stimmt das wirklich? Und was ist sonst noch so in meinen Schubladen? Ehrlich gesagt, ich wusste es selbst nicht so genau. Darum bin ich auf Erkundungstour gegangen und einmal mit Nasenspitze voran durch den Schreibtisch gekraucht. Es wurde im Vorfeld nichts aussortiert oder dazugelegt, das wird evident bei einigen Schubladen… Den Neugierigen unter euch wünsche ich viel Vergnügen!