8. März 2015

Lyrik-Flashmob #2

Endlich wieder!

Nachdem der erste Lyrik-Flashmob mit euch einen Haufen toller Gedichte zutage gefördert hat, möchte ich hiermit noch einmal zum beherzten Durchschaufeln eurer literarischen Schubladen, Tagebücher, Poesiealben und Geheimmappen aufrufen. Ich werde mit einem Gedicht den Anfang machen und hoffe, ihr stellt viele interessante Werke in den Kommentaren aus.

 

Außerdem möchte ich euch noch auf eine Ausschreibung hinweisen, die für die Lyrikbegeisterten unter euch interessant sein könnte – es geht um eine Publikation:

“Als End- und Höhepunkt des Projektes „Babelsprech“ wird Ende Oktober 2015 die dritte Ausgabe der vielbeachteten Anthologie „Lyrik von Jetzt“ im Wallstein Verlag erscheinen. Deadline ist der 31. März!

Mit „Lyrik von Jetzt 3“ sollen 100 Stimmen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu einer Anthologie zusammengefasst werden. In respektvoller Anknüpfung an die Arbeit von Jan Wagner und Björn Kuhligk übernehmen die Kuratoren Max Czollek (Deutschland), Michael Fehr (Schweiz) und Robert Prosser (Österreich) Auswahl und Herausgeberschaft.

Die Ausschreibung richtet sich an jede*n Lyriker*in mit Jahrgang 1980 oder später. Wir bitten um die Zusendung von maximal fünf Gedichten (je Seite max. 30 Zeilen á 50 Zeichen) im Format doc, docx, odt oder pdf, inklusive Kurzvita, wie sie gegebenenfalls im Buch erscheinen soll (max. drei Zeilen).
Das Buch richtet sich an jene Öffentlichkeit, die wissen will, was in der Lyrik gerade passiert. Darum ist es auch nicht so wesentlich, ob die Texte schon einmal veröffentlicht worden sind, sondern, ob es sich um hervorragende Texte handelt!  Die Rechte sollten dabei entweder bei den Verfasser*innen selbst liegen oder den Verfassern von den Berechtigten zur Publikation gewährt werden (bitte bei der Einsendung gegebenenfalls vermerken).
Sehr gern erwarten wir Eure Einsendungen an: lyrikvonjetztdrei@gmail.com
Einsendeschluss ist der 31. März 2015.”

 

So, und wenn das noch nicht genug Motivation ist, hier kommt das jüngste Gedicht aus meinem Notizbuch:

 

Über entrollte Finger, die Landschaft deines Innen bloß,
hast du mir in die Segel geblasen. Ich trieb in rotierenden
Stürmen, in Flaschen, ich drohte in Modellen der Enge zu kentern.
Dein Atem, Haspeln und Mahlen von wogendem Zögern, lotste mich
durch den Hals einer Zeit, die gläsern war, ganz Lichtreflex und Unsichtbarkeit.
Im Draußen bin ich fast geplatzt, ein Papierexplodieren, ein Wuchern
Wie wilde Buchstabenstreben, Kaskaden als Leitern aus Nehmen und Nehmen
Doch du sahst mich nur durch die Linse meines gekippten Bodens:
Als stilles, als frohes Verwehen, durch fernes Ohr dir gehörend, den Augen gegeben.
Das ließ ich dich glauben. Das, wofür mir Begriffe fehlten, hab ich verschwiegen
Und bei solchen Schulden nichts zu besitzen, ist bereits ein Vergehen.
Ich hatte die Wahrheit in Taschen stecken, musste mir beim Ertasten
Die Hände zerschneiden. Bewege dich nicht, ich lege sie offen – mit Blicken
Bloß musst du sie erleiden: Dies sind die Messer meiner Marmeladengläser.
Mit Blicken, nichts sonst, hast du sie zu lecken.

1

geschrieben von Jenny-Mai Nuyen - Veröffentlicht in Blog

Kommentare

36 thoughts on “Lyrik-Flashmob #2

  1. *** und ein Überbleibsel aus den letzten Winterferien ;) … ihr kennt alle das Gefühl, oder? ***

    Autobahngeflüster

    Immer zwei
    Lichtpunkte
    Pro Schicksal

    Rot weiß
    In Bahnen geordnet
    Ziehen sich
    stehende Ströme von
    Seelen durchs Land

    Seltsame Dinge passieren
    Wenn du den Stau
    Von Weitem siehst

    Spürst du den Strom der Gedanken
    Das Flirren zahlreicher Existenzen –
    Nur Zentimeter entfernt –
    Die sich nie berühren werden.

    1. Dieses Gedicht finde ich grandios. Es fängt genau das Gefühl ein, das einen überkommt, wenn man viele Menschen von fern her sieht; wenn man begreift, dass man mit seinem ganzen konfusen, unüberschaubar großen Leben nur ein winziges Universum zwischen vielen ist. “Seltsame Dinge passieren/” finde ich besonders schön. Ich möchte wissen, welche, und weiß es doch irgendwie bereits. Und der Schluss – “Nur Zentimeter entfernt – / Die sich nie berühren werden.” – der ist einfach klasse! Ich lese dieses Gedicht gerade zum vierten Mal und möchte gleich wieder von vorne in den kleinen Gedankenmahlstrom treten. Autobahnen sind doch irgendwie ein Ort, wo sich die ganze Einsamkeit, die ganze Sterilität und Austauschbarkeit der technischen Moderne spiegelt.
      Ich hab übrigens auch ein Autobahn-Gedicht in der Schublade, aber das ist ganz anders.

      1. Dankefein. *rot werd*
        Jaja, Autobahnen sind schon was feines. Mein Nachhauseweg führt praktisch immer über eine Autobahnbrücke, und wenn ich nachts rüberlaufe und die nach Farben sortiert leuchtenden Autos unter mir langrauschen, bleibe ich manchmal einen Moment mit ausgebreiteten Armen stehen und rufe “Ich bin der König der Welt!” ^^
        Jetzt bin ich aber neugierig auf dein Autobahngedicht – magst du es hier mit un teilen? :)

  2. *** Dichten bei guter Laune. Sehr neu für mich. Normalerweise dichte ich nur bei schlechter Laune und/oder Melancholie***

    Glückseligkeit

    Du schließt die Augen und lächelst
    Atmest tief
    Den Duft der Welt

    Gold in deiner Brust
    Prickeldes Leben
    Lebenslust –

    Sie drängt dich zu rennen zum laufen
    Zum Lachen zum Singen zum Schreien
    Zum schweigen, verweilen zum
    Lächeln still stumm

    Allein bei dir dich
    Allein an der Freude erfreuen

    Willst dich für immer erinnern
    Willst
    Verbleiben in einem Traum von
    Dieser Realität
    Dieser Sekunde.

    Wer will schon wissen
    Ob du dich je wieder freuen wirst?

    1. An vielen Stellen fällt auf, wie gekonnt du mit der Sprache spielst. “Lächeln still stumm” wiegt richtig, man spürt regelrecht die zurückgehaltene Energie; eine tolle Melodie im ganzen Gedicht. Auch das Übereinanderstolpern der Worte, dieses Nicht-mehr-abwarten-können von “Allein bei dir dich” ist virtuos. Überhaupt, es sollte mehr Gedichte geben, die NICHT von Melancholie und Weltschmerz handeln! Die (gefühlte und gedachte) Welt ist riesig, viel größer als bloß die Landschaften der Traurigkeit, und sie ist überall so rätselhaft, dass man ihr fast nur mit Lyrik beikommen kann. Dass du dir am Ende einen melancholischen Streich nicht verkneifen konntest, finde ich dennoch richtig. Denn unter jeder Freude lauert ja immer die Bangigkeit, dass der Moment nicht zu halten ist. Toll!
      Auch das Ineinanderfalten der Realitäten gefällt mir richtig gut: Wie am Ende die Erinnerung begriffen wird als ein Traum der Realität und Zeit, lässt schon die Distanz ahnen, die unweigerlich zwischen dem Moment der Freude und der Erkenntnis anschwillt.
      Aber gerade, weil ich in deinem Gedicht so viel Feines und Beeindruckendes sehe, erlaube ich mir noch ein paar Kritikpunkte: “Prickelndes Leben / Lebenslust -” sind für mich die schwächsten Zeilen. “Prickelndes Leben”, weil “prickelnd” für mich Sektwerbung behaftet ist. Und “Lebenslust” ist auch eher ein sprachlicher Gemeinplatz. Aber vielleicht passt das ja wieder, weil Freude sich immer ein bisschen banal und irgendwie universell anfühlt. War das also beabsichtigt?

      1. Huh also erstmal danke für soviel Lob und Feedback! Ja, so ein kleiner melancholischer speckstupser am Ende ist seeeehr wichtig ^^ Und kritik ist immer erwünscht, vorallem, da ich dank deines Lobes ohnehin schon bis zum Hals in einem Honigtopf stecke, und also sehr dankbar bin, vorm Ertrinken bewahrt zu werden. Hm, nein, Banalität war nicht unbedingt beabsichtigt. Aber Sektwerbung passt tatsächlich! Obwohl, oder wahrscheinlich eher gerade weil ich keinen Alkohol trinke, liebe ich Fernsehwerbung für alkoholische Getränke. Wenn man den Anblick einer Flasche nicht gleich mit bestimmten Geisteszuständen und Geschmacksrichtungen assoziiert, bleiben nur Sauberkeit und gute Laune übrig ;) Sektwerbung ist also durchaus ein Ausdruck von Frohsinn.
        Außerdem war ich ganz stolz, dass sich wenigstens zwei lausige Worte in diesem Gedicht reimen. Aber jetzt wo ich genauer drüber nachdenke, klingt es tatsächlich ein bisschen… fad irgendwie. Billig. Glanzlos. Abgekupfert. Da loht es sich, nochmal drüberzugehen!

  3. *** Mein allererstes Gedicht! (Für den Schulunterricht geschrieben… und immernoch stolz drauf! ^^) ***

    Our modern world

    How does our world seem?
    The place where anger and fight
    Are not more than a pale dream
    To the people living inside.

    The inhabitats’ problems are
    On a deeper reaching level.
    Hidden in the grounds of soul,
    Where everybody’s interior devil
    Has already left his dangerous scar
    On the conscience of the whole.

    I sometimes think it’s kind of funny
    That we are claiming to be free
    While being ready to save our money
    With selling our privacy.

    Buried by the silence of cyberspace
    You can sometimes hear his quiet whimmer.
    You are telling me he isn’t hurt
    Deep below all that glitter and glimmer?
    I don’t think you remembered the human race
    When you convicted him before he could say a word.

  4. Ohhh! Endlich wieder Lyrikflashmob!
    Hatte letzte Woche leider keine Zeit, aber jetzt bin ich ja wieder da, um meinen Senf dazu zu geben ;)
    Tolles Gedicht, Jenny!
    Da ich gerade in alberner Stimmung bin, erinnert es mich irgendwie an Jack Sparrow mit der Pearl in der Flasche…
    Ähm Jaaa…
    Und an geplatzte Tiefseefischaugen, wegen dem Druckunterscheid.
    Und an den kleinen Herrn Paul aus dem Kinderbuch, mit dem zusammengekehrten Buchstabenhaufen.
    Und an meine ganzen Zwangshandlungen.
    Okay, genug assoziiert.
    Dein Gedicht hat eine ganz traurige, bedauernde Grundstimmung irgendwie… wie eine Seifenblase, und wenn man sie berührt, dann zerplatzt sie und lässt die Verbitterung frei…. nein…. keine Ahnung… Metaphern sind nicht so mein Ding. Na egal. Ich setzte euch gleich noch ein paar Gedichte vor die Nase :)

    1. Oh, und zum Bild:
      1. Sehr schön. Irgendwie creepy aber sehr schön. Anderweltlich.
      2. Das der Typ sich in Vögel auflöst, erinnert mich an das Ende von Corps Bride….
      3. Diese einsam herumschwebende Brust unter seinem linken Arm könnte auch das Auge eines Chamäleons sein… (Gestört? Albern? Iiiiiiich? Niemals!)

      1. Hehe, wer bei einsam herumschwebenden Brüsten nicht gestört/albern reagiert, ist mindestens seltsam. Stimmt, könnte aber wirklich ein Chamäleonauge sein. Das passt sogar dazu, dass sich die Menschen in Vögel und Fische verwandeln – ein Mittelding wäre ja dann eine Echse! Wo ich so darüber nachdenke … Chamäleonaugen sind echt merkwürdig.

  5. Sie sagen :
    Lächle, und es geht vorbei
    Wirke fröhlich und du wirst fröhlich
    Sei nett und das Leben lacht zurück
    doch sie verschweigen, was passiert,
    wenn du aufhörst zu lächeln,
    wenn du deine Mundwinkel mal entspannt nach unten baumeln lässt
    und dir nicht die Mühe machst, zu strahlen

    Sie sagen,
    Dass es nicht einfach ist
    doch leider sagt dir keiner,
    wie verdammt schwer es noch wird,
    was alles noch folgt
    nach dieser nicht so leichten Phase

    Sie sagen :
    Es wird schon alles werden,
    Denk positiv,
    Wende dein Gesicht der Sonne zu
    doch erwähnen sie nicht,
    wie kalt der Schatten sein kann,
    wie er dich erwischt,
    wenn du mal ganz normal überlegst,
    nicht mit rosaroter Brille

    Sie sagen,
    Wenn du die kleinen Freuden genießt
    Werden sie zu den großen
    doch sie bedenken nicht,
    dass das selbe auch für das Schlechte gilt,
    für den kleinen Missmut,
    die kleine Furcht

    Immer nur Stärke zu zeigen
    ist manchmal ganz schön schwach
    Und immer nur glücklich zu sein
    macht auf Dauer ziemlich traurig
    Doch wieso wollen wir das überhaupt:
    Immer glücklich sein,
    immer stark sein,
    immer perfekt sein?
    Ist leben nciht schon so hart genug,
    auch ohne dass wir es uns verbieten?
    Bestehen Gefühle nicht aus Höhen und Tiefen,
    so wie Atmen aus ein und aus
    und der Tag aus Morgen und Abend?
    Wäre es nicht einfacher,
    es sich nicht immer einfach zu machen?
    Mal nicht keine Probleme zu haben?
    Und was soll das eigentlich heißen:
    Probleme?
    Das sind doch auch bloß neue Wege
    auf unserer ohnehin unbekannten Pilgerreise
    Sie mögen etwas steiniger sein
    Aber der Philosoph sagt:
    der weniger begangene Weg macht den Unterschied
    und der grüne Daumen,
    dass Steine Unkraut abhalten

    Wenn sie also sagen:
    Lächle, und es geht vorbei
    Dann lasse deinen Tränen freien Lauf

    Wenn sie sagen,
    Es sei nicht einfach
    Dann mach dich auf das Schlimmste gefasst

    Wenn sie sagen:
    Denk positiv
    Dann überleg, was alles schief gegangen ist
    Was du verloren hast
    Was du durchgemacht hast
    Was du nicht wolltest
    Und nicht bekommen hast

    Und wenn sie sagen,
    Dass du die kleinen Freuden genießen sollst,
    Dann vergiss nicht das Leid

    Mach dir klar, wie furchtbar das Leben manchmal ist
    Dann – und wirklich erst dann – kannst du wahrhaft lächeln

    Tut mir leid, dass es so deprimierend geworden ist….

    1. Ich finde es nicht deprimierend, sondern eher: umfassend. Eben nicht die dunkle Hälfte ausblendend, sondern alles ausleuchtend.
      Weißt du, was ich toll finde an Gedichten?
      Wenn man etwas Trauriges wenigstens in schöne Worte kleiden kann, kommt einem das Traurige nicht mehr ganz so sinnlos vor.

      1. Ganz genau das ist es, was mich an novalis so fasziniert (falls du den nicht kennst sollstest du dir sehnsucht nach dem tode ansehen) ! und danke für die guten worte :)

  6. Hallo ihr Lieben :)

    ich wage jetzt einfach auch mal wieder, ein paar von meinen “lyrisch-literarischen” Ergüssen an die “Draußenwelt” weiterzugeben.

    __________________________________________________
    Ohne DICH

    Die Zeit fährt fort mit ihrem Lauf:
    Jede Sekunde, die folgt hieraus,
    bedeutet zu oft einen Moment ohne DICH.

    Doch die Zeit wird kommen schon bald,
    dass du mir wirst geben größten Halt.
    Das bedeutet für mich: Nie mehr ganz ohne DICH.

    __________________________________________________
    (M)ich

    Im Dunkeln verliert sich das Licht, auf das zu warten ich nicht bin wert.
    Ein Wert, den zu erreichen ich nicht habe die Kraft, noch die Zeit.
    Eine Zeit, die wird zeigen, welchen Wert ich nicht haben soll oder kann.

    Ein Wert, der sich verliert in den Strahlen des Nichts,
    wo kein Licht ihn jemals wird sehen.

    Das Dunkel – umhüllend m(ein) ich.

    __________________________________________________
    ?

    Rosen gehen aufeinander zu und treffen sich in den Knospen.
    Rosiges Fleisch spielt gefühlt in Richtung Osten.
    Zwei Lappen wischen über und weg die Dinge, die rosten.
    Nicht allein errichtet sich ein Fundament mit massiven Pfosten.
    Der Lauf wird zeigen den Grund, um nicht zu frohlocken.

    __________________________________________________
    Überschattung

    Im Lichte der Birnen,
    man hört lautes Klirren,
    man hat weiße Weihnacht;
    ist das die Wahrheit?

    Auf Tischen es thront,
    die Menschen sind froh
    und essen vergnügt.
    Die Weihnachtsganz lügt.

    Geschenk schnell herbei;
    voll Freude gespannt.
    Das Leben vorbei,
    die Armut verrannt.

    Der Stress hat ein End‘,
    der Glaube verkennt.
    Konsum nur im Kopf,
    ein ewiger Schlaf.

    (Dieses letzte Gedicht ist eindeutig ein Weihnachtsgedicht – genauer: ein weihnachtskritisches Gedicht :D
    Es stammt aus meiner Schulzeit: Mein ehemaliger Deutschlehrer mochte es, uns kreative Aufgaben zu geben. Ebenso dieses: Ziel war es, ein weihnachtskritisches Gedicht zu schreiben und dabei bestimmte Begriffe einzubauen, an welche ich mich aber nicht mehr erinnern kann :D)

    Gespannt auf eure Reaktionen:

    Kevin

  7. Heute Nacht hat mich die Nacht gestohlen.
    Dem Sterne gleich, dann war ich dort.
    Und Morgen komme ich dich holen,
    dann sind wir Beide fort.

    Und dann übermorgen, geht die Sonne auf.
    Ein Herz im Blut, und golden dann die Ferne.
    Und nimmt der Sklavin goldnen Lauf,
    doch in der Nacht sind wahre Sterne.

    Ich jage dich, du wirst mich jagen.
    Auf zur letzten Nacht.
    Wann alle Nächte tagen,
    und die Fülle lacht.

    Das Gedicht “Sternenkrone” :)

    1. Ein Tropfen heisser Stern
      schlägt Wellen heiss und kalt
      von allen kalten Herzen fern
      im heisse Herzen Wald.

      Die Welle wallt die Welle spielt
      mit Blätterrauschentraum
      und ein Tropfen Stern der stielt
      ein armes Blatt vom Baum.

      Es war so welk es war so rot
      jetzt loderts himmelgleich
      erstand ein Stern vom Tod
      im roten Feuerreich.

      1. H. Batzky,

        Dieses Gedicht ist wirklich wunderschön atmosphärisch. Ich musste an meine Grundschulzeit denken: Wir haben damals ein Jahreszeiten-Buch erstellt und in diesem Zusammenhang viele solche Gedichte gelesen; also von der Art vom Rhythmus und überhaupt.. Danke für diese Bilder im Kopf! :)

  8. @Jenny: Weltklasse wie meistens, dazu noch eine erotische Zeichnung (alte Angeberin! ;P)
    @”Hyderabatzky”: tolles Finale!
    @Lea: fängt die bröckelnde Sekunde ein
    @Hekabe: wirkt sehr beschwörend, beinahe selbst wie ein Feuer lodernd, sehr schön
    @Andi: Gefällt mir sehr gut, dieser Rap, hat viele gute Ideen: “unten durch wie ein getunnelter Ball”, “S21 – ich versteh nur Bahnhof”, “vielleicht wären wir ausgegangen so wie Kerzen im Wind”. Hab auch das Video gesehen – stammst du aus dem Villinger Raum? Mein Großvater war dort Kirchendiener, in der Pauluskirche…
    Dieser Rap hat mich selbst zu einer Art Rant inspiriert. Denn ich will ja was beitragen zum Lyrikflashmob.
    Los geht’s:

    Aus vollen Kehlen kreischen Vögel nun den Frühling herbei
    Doch mir sind Sonne, Schein und Strahlen leider völlig einerlei
    Meine Freundin hat mich gut gelaunt im Stich gelassen
    Deshalb muss ich nun die Welt und auch den Himmel hassen
    Ein and’rer Kerl kriegt nun das Glück, den ganzen Tag, den ganzen Rahm
    Mir dagegen versetzt jeder Blick von Menschen nur noch Scham
    Verräterherzen alle, jeder nur auf sich bedacht
    Hab mir ganz umsonst zwei Jahre lang Hoffnungen gemacht
    Hab die Augen zugedrückt bei jedem Frevel, jeder Träne
    Hab von Salz nur noch gelebt und gepennt in Sägespäne
    Hab halbiert mich und mein Trachten, nichts dafür zurückbekommen
    Und ein and’rer hat mir Brettchen, Brot und Butter weggenommen
    Fühl mich wie ein Vollbekloppter, ohne Hirn und ohne Sinn
    Meine Ex dagegen kriegt vor lauter Häme Doppelkinn
    Händchenhaltend tanzt sie lachend mit dem Anderen umher
    Mir fällt Atmen, Essen, Denken und auch Leben nur noch schwer
    Lauf umher jetzt ohne Plan, such nach Wegen aus der Wüste
    Und mein Navi führt mich hin an eine steilgelegte Küste
    Vor dem Abgrund steht ein Zaun, der ganz mit Stacheldraht verkleidet
    Einem gründlich Gestrauchelten nicht das Geringste verleidet
    Stürz mich runter, lande weich, denn ich bin leider nicht allein
    So viele Lemminge scheiterten beim Glücklichsein

      1. Oh, vielen Dank!
        Im echten Leben bin ich zwar sehr (und sicherlich auch noch sehr lange) traurig, aber wenigstens nicht selbstmordgefährdet. In Gedichten kann man den Schritt über die Klippe wagen, den man in Wirklichkeit stets scheuen würde.

        1. Ist es nicht seltsam, wie viel mutiger wir auf dem papier sind? Nicht nur im tod, auch im gefühl, in der wahrheit hinter dem worten – sowas würden wir im wahren leben doch nie aussprechen…. Aber schön zu hören, dass dein leben einen halt gefunden hat :)

    1. @ Tobias

      Ich bin eigentlich direkt aus Villigen bzw. momentan Stuttgarter – aber nur fürs Studium.

      Vielen Dank für die netten Worte und cool, dass es dich inspiriert hat. :)

    2. Wunderschönes Gedicht *schnief*
      Das Bild von einem Haufen Lemminge am Ostseestrand will mir jetzt leider nichtmehr aus dem Kopf… ;)
      Wäre allerdings eine Erklärung dafür, dass meine Lieblingssteilküste in Dierhagen abgesperrt wurde…
      Ich komme vom Thema ab.
      Also: Deine Exschnepfe gehört kopfüber über einen brodelden Topf gehängt, wenn sie einen so genialen Dichter wie dich sitzenlässt (äh ja, das spontane Beleidigen von mir Unbekannten Personen gehört definitiv zu meinen Hobbys)
      Jetzt habe ich leider vergessen, was ich eigentlich total sentimentales und tiefgründiges sagen wollte…. denk dir bitte einfach einen schlauen Kommentar aus.
      Und Rica ha absolut recht, in Gedichten ist man immer seht mutig (da muss ich dringend nochmal genauer drüber nachdenken und überhaupt… mehr Mut für alle! — vielleicht sollte ich mal einen ganzen Tag nur in Reimform reden und dabei alle möglichen Leute, die ich nicht mag, beleidigen?)
      Tut mir leid, ich kann heute einfach nicht ernst bleiben – Sorry :(

  9. Gedichte sind nur was
    für Hyderabatzen
    die ihr Restgehirn in den Äther platzen
    und später beim Äther brandschatzen
    brennen die die nichts kennen
    aus
    dem Geisterhaus Geister raus
    und die schreiben dann
    was man nicht lesen kann
    bzw sie schwatzen
    Gedichte über Hyderabatzen
    -die die mir die linke Arschbacke kratzen-
    ach! was ich nur EINMAL möchte:
    echte Dichter kratzen mir die rechte.

      1. Hrmpfl, so weit hatte ich noch gar nicht gedacht!!!
        Ich wollte nur ein lustiges Dichter-Diss-Gedicht schreiben,
        das beim besten Willen blöd ist. Natürlich gibt es so Manche,
        die mir auch die rechte Ab kratzen könnten, ich gehöre
        selbstverständlich dazu, *fett eins jubilate*, aber zumeist
        ich gestehs, juckt mich der Fluchtpunkt. :)

  10. Juhuu!!! Wieder ein Lyrik-flashmob! :)
    Hier ist ein kurzes Gedicht von mir:

    Sehnsucht

    Ich warte.
    Zeit zerfällt in tausend Stücke.
    Aber zu langsam.
    Zwei turtelnde Tauben auf einem Ast.
    Sie putzen sich gegenseitig das Gefieder.
    Ein Auto fährt vorbei.
    Die Tauben fliegen fort.
    Grauer Asphalt unter meinen Sohlen.
    Und zwischen all den bröckelnden Sekunden:
    DU.

    1. Sehr Kurz, sehr schön.
      Erinnert mich an Marmelade: Echte Gefühle in süßer Form haltbar gemacht. Und irgendwann schraubt man den Deckel auf und riecht die alten Gefühle, auch wenn sie jetzt ein bisschen anders schmecken…. es geht wieder durch mit mir :D Ich hoffe, du hast eine Ahnung, was ich dir mit meiner konfusen Metapher mitteilen will.

  11. Dann werfe ich auch mal was dazu ;)

    Wenn das hier im Feuer endet:
    Wenn das hier im Feuer endet,
    Dann will ich sehen wie die Stadt brennt.
    Wenn das hier in Flammen vergeht,
    Dann will ich mit den Funken tanzen.
    Wenn das hier alles verglüht,
    Dann will ich die Asche schmecken.

    Wenn das hier im Feuer endet,
    Dann will ich dem hier nicht nachweinen.
    Wenn das hier in Flammen vergeht,
    Dann will ich die Hitze im Rücken spüren.
    Wenn das hier alles verglüht,
    Dann will ich barfuß über die Kohlen laufen.

    Wenn das hier in Feuer endet,
    Dann werde ich zusehen.
    Wenn das hier in Flammen vergeht,
    Dann werde ich hier sein.
    Und wenn endlich alles verglüht,
    Dann, ja, dann werde ich gehen.

    1. Ich finde dein Gedicht wirklcih klasse und ich habe dabei auch etwas ganz bestimmtes im Sinn, wenn ich die Zeilen lese.
      aber ich kann mir leider nicht so wirklich denken, an was du dabei gedacht hast….Magst du mir das sagen?

      1. Hey :)
        Die Idee dahinter war irgendwie so ein Gefühl von einem Ende, einem Abschluss, den man allerdings genießt und eben nicht nur sich abwendet.
        (Das Gedicht ist während meiner Abizeit entstanden, daher…)
        lg
        Hekabe

  12. Das Gedicht ist unter anderem Teil meiner Abschlussarbeit gewesen. Schaut auch gern mal in das Video rein :)

    iGenartig https://www.youtube.com/watch?v=FKIUtDmCkMQ

    Den ganzen Tag lang habe ich mein Smartphone in der Hand
    Notiere meine Gedanken, darin lagert mein Verstand
    Anstatt mich in der Natur tatsächlich einmal umzusehen
    Google ich nach Bildern, die mir dazu keinen Grund mehr geben
    Anstatt die Natur anzufassen und sie richtig zu spür’n
    Bin ich anscheinend zu frieden, wenn sie auf Pixeln basiert
    Auch Diskussionen über die Geschichte oder Fußballspiele
    Sind sofort beendet durch die Treffer einer Suchmaschine
    Denn wozu diskutieren, wenn ich das Wissen zur Hand habe
    Ganz klare Ansagen kommt irgendwas zur Ansprache
    Obwohl ich meinen Horizont auf ein Gerät beschränke
    Bei schlechter Verbindung bekomm ich Überlebensängste
    Es wäre falsch zu sagen, mein Wissen leidet darunter nicht
    Denn gerade in solchen Momenten während dem Unterricht
    Wenn die Zeit stehen bleibt wie ein schaulustiger Passant
    Ist gerade dieses Gerät für meine Aufmunterung bekannt
    Da ich nichts weiß, heb ich bei Fragen nie den Arm hoch
    Es ist wie S21, ich versteh nur Bahnhof
    Statt mich zur Wehr zu setzen, bleib ich bei der Gewohnheit sitzen
    Und lasse somit den Akkustand über mein Wohlsein richten
    Meine Augen stets auf diesem kleinen Bildschirm eingefangen
    Wie viel Menschen sind wohl ungesehen an mir vorbeigegangen
    Vielleicht sogar Liebegeschichten, wie sie in Märchen nur sind
    Vielleicht wären wir ausgegangen so wie Kerzen im Wind
    Schreibe LOL, HDL, denk mir dabei OMG
    Denn langsam aber sicher weiß ich nicht mehr, wo wir steh’n
    Denn scheinbar ist nichts cooler als sein Essen zu fotografieren
    Da es im Netz sehr gut polarisiert, es wird von etlichen schon kommentiert
    Über Rezepte dann philosophiert, wie man sie bestenfalls jemand serviert
    wie man mit Messern Geflügel tranchiert, ich check das nicht, wen interessiert’s
    Oder die Bilder, die uns heutzutage viele Damen hinterlassen
    Die sie von sich selber abends in ihrem Badezimmer machen
    Jeder will um jeden Preis anders und ein Individuum sein
    Da wir alle anders sein wollen, macht uns das wiederum gleich
    Letzten Endes wollen wir nur dazugehören und auch gefall’n
    Denn keiner ist gern unten durch wie ein getunnelter Ball
    Heute kannst du aus der Entfernung andre Gefühle verletzen
    Es ist nicht nötig dabei auf dein Gegenüber zu treffen
    So meinen einige im Netz um soviel größer zu sein
    Als sie es tatsächlich sind, wenn sie dir persönlich erschein’
    So viel beleidigende SMS, Chats, Photos
    Lifestyle, Schwachsinn, Hashtag, Yolo
    Jedoch allgemein hat mich mein Smartphone doch schon so oft gerettet
    Doch vielleicht ist es die Lösung für Probleme, die ich ohne nicht hätte
    Wenn sie zu mir meinen, ohne könnte ich doch eh nicht leben
    Antworte ich: Doch das wäre kein Ding, wie Lebewesen
    Doch kurz darauf check ich damit, wie denn das Wetter ist
    Statt mit nem Blick aus dem Fenster zu sehen, wie es tatsächlich ist
    So viele Anrufe und Nachrichten und dann noch das alles auf einmal
    Eigentlich sollte mir das Ding doch meinen Alltag erleichtern
    Jedoch bin ich noch gestresster, als ich jemals war, denn jeden Tag
    Bis in die späte Nacht hält mich dieses verdammte Gerät hier wach
    Verschwende meine Zeit, mach es aus, als wär´s mein letzter Tag
    Und streiche aus dem Wort Verschwenden das S-C-H

    1. Sehr richtig! Und sehr gut!
      Bin grad ehrlich gesagt richtig geschockt, wie viel Wahrheit in diesen zeilen steckt….
      also ich hoffe, deine abschlussarbeit hat ne eins kassiert!

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