Foto mit Abdelasis von der MBR-Foundation, Lyriker Tristan Marquardt, mit mir (ÖÖCH!), Comiczeichnerin Soufeina Hamid alias Tuffix und Bettina Quabius vom Goethe-Institut.
Heute ist mein letzter Tag in Dubai. Zwei Wochen war ich hier, um das Land kennenzulernen und darüber zu schreiben.
Um eine andere Kultur zu verstehen, reichen zwei Wochen gewiss nicht aus. Den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen und möglichst ein, zwei Bodenproben zu nehmen, war das erklärte Ziel. Worauf ich stieß, war weniger das Andere als mein Eigenes: Die Emirate als politischer, religiöser und gesellschaftlicher Gegenentwurf zu meiner Heimat halfen mir zu verstehen, was meine Heimat eigentlich ausmacht, wo ihre Vor- und Nachteile liegen. Ist Demokratie angesichts des Kapitalismus, wie wir ihn in Deutschland haben, tatsächlich der Maßstab für Freiheit? Ist es wirklich Fortschritt, wenn eine Gesellschaft ihre religiösen Werte aufgibt und moralische Fragen, Fragen nach dem Sinn, dem Anfang und dem Ende des Lebens, naturwissenschaftlich behandelt? Ist die Emanzipation bei uns tatsächlich so viel weiter? Differenziert unsere Damenmode – High Heels, Röcke, Kleider – nicht viel mehr zwischen den Geschlechtern als die traditionellen Gewänder der Emirate, die sich hauptsächlich farblich voneinander unterscheiden? (Bei den Debatten über den Schleier vergisst man allzu oft, auch Männer tragen in den Emiraten eine Kopfbedeckung.) In Deutschland sind nur halb so viele Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen wie in den Emiraten. Mir scheint, Freiheit, Wohlstand und Emanzipation können viele Wege gehen, und im arabischen Raum gehen sie ihren Weg. Das ist meine Hoffnung. Für die Emirate, für Deutschland und jedes andere Land unserer Welt.
Während des Austauschprogramms des Goethe-Instituts durfte ich fast täglich inspirierende Persönlichkeiten treffen, etwa die großartige Fantasy-Autorin Noura Al Noman, den Retter der Bücher, Juma Al Majid, die beseelte Poetry-Slammerin Farah Chamma, aber auch leidenschaftliche Verleger, engagierte Professorinnen, einen syrischen Rapper. Und eines Abends am Strand schenkten uns Wildfremde eine riesige Torte. Ich bin dankbar, so viele neue Eindrücke mitzunehmen. Und ebenso viele alte Vorbehalte zurücklassen zu dürfen.
Mit Tristan Marquardt und Soufeina Hamid konnte ich seriously albern sein. Hier hatten wir einen gleichzeitigen Daumenkrampf vom Fotografieren. Oder ist der Daumen etwa ein Symbol … der Illuminaten?! (Nein.)
Im Museum haben wir Sachen angeglotzt, ganz europäisch. Irgendwann waren wir auch auf der Buchmesse von Sharja für ein Podiumsgespräch, das wäre vielleicht das spannendere Foto (ich hatte ein Mirko in der Hand). Aber dafür müsste ich auf Instagram danach suchen. Wer die Muße hat, kann das selber tun.
Das war sicher eine interessante Erfahrung! Ich hatte durch einen Freund auch mal die Chance in Marokko auf einer Hochzeit (und am Tag zuvor auch bei der Familie zu Hause) eingeladen zu sein. Das war sehr faszinierend. Ich hatte die ganze Zeit ein wenig Angst mich (mangels besserem Wissen) unpassend zu benehmen. Es stellte sich aber heraus, dass das die Gastgeber sehr wenig interessierte, sondern sie viel eher ihrerseits Angst hatten, UNS durch mangelndes Wissen vielleicht zu brüskieren ;-)
Ja, das Gefühl kenne ich gut! Ich musste auch erleichtert aufatmen, als ich feststellte, dass die meisten Menschen, trotz anderer Kultur und Religion, vernünftig und verständnisvoll sind. Im Nachhinein wunderte ich mich dann, wie ich je etwas anderes vermuten konnte. Als würde eine Gesellschaft so lange funktionieren, in der man kollektiv wahnsinnig ist. Wobei … kollektiver Wahnsinn ist wohl jede Kultur. Was nichts daran ändert, dass Menschen liebe, einsichtige Tierchen sind, meistens.