Moment, Moment. Bevor ihr euch auf die Inhaltsangabe stürzt, ein Wörtchen vorweg. Ich sollte die Geschichte für den Verlag in wenigen Sätzen (5 bis 7) auf den Punkt bringen. Was immer schlimm bis unmöglich ist. In diesem Fall tendierte es notgedrungen Richtung “schlimm”. Der Inhalt ist extrem verkürzt, teilweise zusammengemogelt und ein bisschen reißerisch aufgeplustert. (Soll das heißen, Autoren belügen ihre Verlage? Mais non! Aber einen Autor zu 5 – 7 Sätzen bewegen, das ist wie eine Aussage um ein paar Wörter kürzen: “Ich finde Lügen gar nicht schön, aber notfalls in Ordnung.”) Darum habe ich die Inhaltsangabe hier mit Fußnoten versehen, die euch unter den schamlosesten Plattitüden die Falltür in den Tiefsinn weisen sollen. Ansonsten ist alles unverändert geblieben. Viel Vergnügen.
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Jenny-Mai Nuyen
HeartWare*
(Arbeitstitel)
Roman, ca. 360 Seiten**
Arbeitszeitraum: November 2014 – Januar 2016
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Adam Eli, 26, bemüht sich nach einer kriminellen Jugend um ein halbwegs anständiges Leben***, doch seine erste Liebe Willenja Ćuruvija, genannt Will****, kann er nicht vergessen: Bis heute weiß er nicht, ob sie ihn bei einem gemeinsamen Coup in eine Falle lockte.****
Antwort darauf verspricht der Internettycoon Eugen Balthus, der Aufzeichnungen von Wills Therapiestunden anbietet, sofern Eli sich an der Suche nach Will beteiligt. Denn die junge Frau hat den Prototyp einer künstlichen Intelligenz gestohlen****** – um Geld zu erpressen oder vielleicht sogar einen Terroranschlag zu verüben.*7
Von Dubai bis in die Urwälder Boliviens begleitet Eli die Hackerin*8 Mariel Marigny, die vergeblich versucht, Eli zu verführen und dabei immer größere Gewissensbisse bekommt – denn Marignys wahrer Auftraggeber ist nicht Eugen Balthus …*9
Als sich auch noch ein mysteriöser Geheimdienst*10 einschaltet, versucht Will Eli auf ihre Seite zu ziehen: Sie behauptet die künstliche Intelligenz lediglich vor den Menschen beschützen zu wollen. Ausgerechnet für eine Maschine will die eiskalte Diebin Mitleid entwickelt haben. Sagt Will diesmal die Wahrheit? Können Menschen sich ändern? Kann eine Maschine wirklich leben?*11
Eine Geschichte über Menschlichkeit.*12
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*Ein närrischer Titel. Ich verheimliche ihn nicht. Möge er euch dazu rühren, bessere Ideen vorzuschlagen!
**Hrchm. Es wurde dann doch etwas länger. So um ein DRITTEL.
***Als Dauerstudent und ghost writer für Hausarbeiten. Was bedeutet, er kann nicht loslassen und ist wortgewandt. Und arm. Beste Leute.
****Genannt Will von Eli, niemandem sonst. Sie hat nämlich so viele Namen wie falsche Pässe, aber keinen Menschen außer ihm, der ihr nahe genug stünde, um sie nach einem Kronprinzen zu benennen. “Will” sollte sie – aus Autorenperspektive – auch deshalb heißen, weil sie ein Giermäulchen ist und den absoluten Willen zur Macht verkörpert!
*****Na, was wohl? Nein, wirklich. Das ist gar nicht so einfach zu ergründen.
******Ok, das war ein gigantischer spoiler. Indessen werden die Fußnotensternchen immer länger.
*7 Sternchen werden ab hier abgekürzt. Die große Frage bei Willenya ist: Tut sie, was sie tut, aus Eigensucht oder aus neu entwickeltem Idealismus? Wäre Eigensucht angesichts ihrer schlimmen Kindheit verständlich? Und läge sie mit ihrem Idealismus richtig – würde er sogar Verbrechen rechtfertigen? Mich hat bei dieser Geschichte vor allem die Frage nach dem Bösen interessiert, das irgendwie nachvollziehbar ist und trotzdem unverzeihlich, und dem Guten, das so leicht falsch liegen könnte und trotzdem absolut sein muss.
*8 Ja, Marigny ist eine Hackerin, die prototypische Heldin also des digitalen Zeitalters. Und noch dazu ist sie eine gute Hackerin. Um nicht ins Klischee abzusinken, habe ich wirklich versucht, sie als Menschen zu verstehen. Eine Überfliegerin, angetrieben von dem unstillbaren Drang, überfliegerisch zu sein. Weil sie so sehr um Anerkennung und Coolness bemüht ist, finde ich sie gleichermaßen nervig und liebenswert. An ihr wollte ich einige Erfolgsmotive unserer Gesellschaft auseinandernehmen, ohne Marigny dabei unsympathisch werden zu lassen. Bin so gespannt, ob mir das in euren Augen gelungen ist (sein wird).
*9 Siehe Fußnote ******.
*10 Der “Geheimdienst”, der eigentlich keiner ist, spielt von Anfang an eine Rolle. Ich habe in der Inhaltsangabe nur so getan, als käme er später, weil ich mich knapper ausdrücken musste als es dem Wust der Geschichte eigentlich angemessen wäre. Jedenfalls gibt es in dem “Geheimdienst”, der keiner ist, ein paar Figuren, die ich sehr gerne geschrieben habe. Aber ob ihr sie auch mögen werdet? Sie sind teilweise furchtbar böse und homosexuell******, was in keinerlei logischem Zusammenhang steht.
*11 Womit natürlich die KI und Willenya gleichermaßen gemeint sind!
*12 Klingt jetzt ein bisschen antiklimaktisch. Was ich damit sagen wollte, aber aus Bescheidenheit nicht wagte und aus Überschwang nun nachhole, ist: “Eine Geschichte über das Essentielle der Liebe, die Frage nach Identität und ob es überhaupt so etwas wie wahre Antworten geben kann inmitten des Treibguts, das eine Person ausmacht … Ausdifferenzierte Meinungen dazu finden Sie in DIESER Geschichte!
Wow!
Also dass es mehr als 360 Seiten werden, können wir glaub ich alle verschmerzen ;) Die Geschichte klingt an sich extrem fesselnd, vor allem Will interessiert mich jetzt schon (hat sie böse Absichten? Tut sie gesellschaftlich als “böse” abgestempelte Dinge, um “Gutes” zu erreichen? Wie werden böse und gut überhaupt definiert – ahh, da kommt die Theologiestudentin wieder raus…) Ich bin gespannt, wie böse deine “bösen” Figuren werden – hab bitte keine Angst davor, sie auch grausam wirken zu lassen, gerade das macht viele tolle Gänsehautmomente aus.
Spannend sind auch die letzten Fragen, die du gestellt hast: Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, diese zu beantworten, dass ich jetzt schon Lust habe, das Buch zu lesen! (na ja, ich bin von Natur aus auch eher ungeduldig…)
Insgesamt klingt das Thema einfach anders und ziemlich cool – der Titel “Heartware” hat mich bei dir allerdings überrascht :D Klingt irgendwie ganz anders als deine anderen Werke – aber irgendwie ist das Thema ja auch ganz anders.
Viel Spaß beim Schreiben!
Guten Abend,
Also ich muss schon sagen, das mit die Thematik doch sehr Überrascht hat. Hätte da nicht damit gerechnet, aber es macht mich Wahnsinnig Neugierig, wie du mit dieser Thematik umgehst, wie du es in Szene setzt und es dem Leser verdeutlichen wirst.
Oder anders gesagt, in was für eine Welt du den Leser nun entführen wirst ;-)
Und wehe, das ganze ist ein Aprilscherz, dann werde ich wohl doch Böse werden :-p
Der Stoff bietet auf jeden Fall viel Raum, und viel zu Schreiben, ich hoffe das wir noch ganz viel zu Lesen bekommen (ich hätte auch nichts gegen einen Mehrteiler einzuwenden ;-) )
Ansonsten kann ich mich den anderen Kommischreiben nur anschließen, ich bin neugierig, mag auf jeden Fall mehr Infos haben und vor allem viel mehr Lesestoff :-)
grüßle Iris
Hallo,
Erst einmal: schön, dass du wieder aus den Untiefen der Welt aufgetaucht bist.
Dann muss ich gleich noch etwas loswerden: ich habe diesen Post jetzt vor dem letzten gesehen (er steht jetzt schließlich auch oben), und da das für mich jetzt aus heiterem Himmel kam, gerade am heutigen Tag, hatte ich sehr lange im Kopf, es könnte sich bei dem Beitrag um einen Aprilscherz handeln. Nicht weil das keinen guten Buchstoff abgibt, ganz im Gegenteil, aber weil es mich wunderte, dass du vom echten Buch schon so viel Preis gibst, wo man eigentlich am Anfang nur Mini-Häppchen als Teaser erwarten würde.
Nun zum eigentlichen Inhalt: ich kann es kaum erwarten! Spionage gibt immer schon mal viel her. Vertrauen, Verrat, Trug und Schein, Diplomatie, Konflikte, Feindschaften, Liebschaften, Verstrickungen… Will scheint in dieser Hinsicht auch gleich eine sehr spannende Figur zu sein. Es gibt ja kaum was geheimnisvolleres als Personen, die einem einst vertraut waren.
Neben Will gibt’s dann also auch noch die andere. Wenn du’s das letzte mal deinen weiblichen Lesern mit Tallis und Canon schwer gemacht hast, sind vielleicht diesmal wir Männer dran?
Aber warte mal, ich glaube ich kenne Mariel doch! Nicht vollständig, aber ich wette sie hat einen gemeinsamen Wesenskern mit zwei anderen Personen aus Werken von dir. Wen ich meinen könnte darfst du jetzt selbst raten, wenn du Lust hast ;-)
Künstliche Intelligenzen finde ich ebenfalls immer sehr faszinierend. Ab wann ist ein Konstrukt eigentlich intelligent? Und ab der Sekunde, wo es eine Art Selbsterkenntnis entwickelt, müsste es nicht die gleichen Rechte (und Pflichten) haben wie ein echter Mensch? Was definiert eine Person? Wohl kaum der biologische Körper aus Fleisch und Blut.
Hach, wird das toll, das Buch zu lesen. Ich werde jetzt schon ungeduldig, und habe gerat erst vor 10 Minuten davon gehört. Da will ich gar nicht wissen wie es dir erst geht!
Hallo Luc!
Freut mich, dass es dich auch noch gibt. :D
Es wäre wirklich zu böse, wenn die Geschichte nur ein Aprilscherz wäre. Stell dir vor, in Wahrheit hätte ich eine 200seitige Abhandlung über den korrekten Gebrauch von Staubsaugern seit 1927 verfasst. Und dazu gibt es dann eine umfangreiche Testlese-Aktion.
“Es gibt ja kaum was geheimnisvolleres als Personen, die einem einst vertraut waren.”
Diesen Satz mag ich sehr. Stimmt absolut.
Und ja, irgendwie ist es dann doch wieder eine Dreieckskonstellation geworden. Vielleicht ist das meine kreative Achillesverse. Immer geht’s um zwei und eine dritte Figur bei der Liebe. Vielleicht ist das aber auch eine ganz philosophische Urgestalt aller Beziehungen? Die Drei gilt in der Mystik jedenfalls als besondere Zahl; nicht umsonst ist der christliche Gott trinitarisch. Ja, ja, so kann ich das alles gut rechtfertigen. ^^
Ich sehe schon, mit deinen scharfsinnigen Fragen (und meinen leider erst später im Buch kommenden Antwort-Jonglierereien) wird das eine spannende Leserunde … Ich zähle die Wochen, äh, Monate. -.-
Klingt nach einem tollen Buch, Jenny! Ist auch mal was ganz anderes – und vielleicht zum ersten mal nicht wirklich Fantasy?
Ich freue mich schon sehr darauf es zu lesen. :)
Ja, es hat mit Phantastik wirklich nichts am Hut. Zu sehen, dass es in dieser Welt auch Spaß machen kann, war aber ganz erfrischend für mich. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich mich in letzter Zeit wieder nach den großen Fantasywelten sehne.
Oha. *in Ohnmacht fall*
Das klingt so, als ob ich keine Sekunde länger darauf warten könnte. Ich muss also leider bei dir zu Hause einbrechen und das Manuskript stehlen, sorry. ;)
Sehr, sehr, sehrsehr spannend!
Überlegungen für einen Titel laufen auf Hochtouren!
“Eine Geschichte über (die) Menschlichkeit” finde ich aber – trotz Kürze – eine gelungene Sub-Headline, obwohl – oder eigentlich gerade weil – gefühlte 99,99999% aller Geschichten dieser Welt Geschichten über Menschlichkeit sind. ;)
Stimmt, um “Menschlichkeit” geht es wohl zwangsläufig immer, wenn der Autor ein Mensch mit menschlichem Blick auf xy ist. (Was nicht immer erwiesen ist … ich sage nur: lizard People.)
Wenn der Roman nicht als Unterhaltungsliteratur angelegt wäre, sondern als experimentelle avant garde, würde ich ihn “Mein mystisches Elektrofleisch” nennen. Ich stelle mir den Titel aber auch gerne in pinker Kursivschrift auf einem typischen Frauenroman-Cover vor. Vielleicht wäre genau DAS die echte avant garde.
Genial!!! ;) Das klingt doch *hände reib* nach einem sehr… Neugierdeerweckenden Titel! Was sagt der Verlag dazu?
Hatte gestern titelbezüglich noch über verschiedenen Abwandlungen von “Kopf oder Zahl” nachgedacht… Aber das klingt irgendwie so… Määäh… Lieblos. Vielleicht doch etwas mit Willen. Mhmhmhmmmh…
“Kopf oder Zahl”? Das ist richtig genial für das Thema! Denn es geht genau darum, ob die kI ein Innenleben hat (“Kopf”) oder nur aus Einsern und Nullen (“Zahlen”) besteht. Aber ich fürchte auch, der Titel zeigt seine Trefflichkeit erst, wenn man schon weiß, worum es geht. Trotzdem, der Titel wird vorgeschlagen. Danke dir!
*geehrt fühl*
Aber ja, genau das fand ich auch problematisch. Ich habe überlegt, ob man es irgendwie mit einem “Ich denke also bin ich” verbinden könnte, um ein bisschen klarer zu machen, worum’s geht. Weit bin ich damit allerding auch nicht gekommen… :(
Mensch, Jenny, was schreibst du auch so komplizierte Bücher!? Unerhört! ;)
Wow. Das ist wirklich mal was ganz anderes! Und gleichzeitig so viel mehr “realer” als deine bisherigen Bücher – ich hoffe, du verstehst, was ich meine!
Nun weiß ich endlich ein wenig mehr und finde im Übrigen, dass dein “Arbeitstitel” eigentlich (und auch uneigentlich) verdammt gut passt! Wirklich! Es drückt beides – Digitalisierung und liebliche Leidenschaft – gleichermaßen aus! Könnte ich mir in diesem Sinne auch sehr gut als “realen” Titel vorstellen! ;-)
(zumindest kommen wir kaum noch Ideen, die wirklich vergleichsweise passend wären).
In diesem Sinne: Ich kann es kaum noch erwarten. Wirklich: Kaum und nur sehr schwer. ;-)
“Hochachtungsvoll” (wollen wir mal ein wenig förmlich sein, um die angemessene Menge Bewunderung zum Ausdruck zu bringen),
Kevin
P. S.: Vielen Dank auch dafür, dass du mir dadurch einen kleinen Einblick mehr in das Verlagswesen liefern konntest.
Cool, hochachtungsvoll wird einem nicht alle Tage etwas gereicht. ^^
Was ich an dem Titel nicht sonderlich mag, ist vor allem, dass er auf englisch ist, obwohl es dafür keinen richtigen Grund gibt. “Heartware” könnte auch ein Roman über das Rotlichtmillieu oder so was sein. Ich suche noch nach einem Titel, der nach film noir klingt und trotzdem was Technisches hat… Schwierig. Aber wie gesagt, am liebsten würde ich mich darum gar nicht kümmern müssen.
Ich verstehe, was du meinst. Du hast schon recht damit…
Ich werde mir wohl weitere Gedanken diesbezüglich machen müssen. ;-)
Heyaaa, ich hab schon schiss bekommen, als ich die 360 Seiten gelesen habe. Zum Glück ist es länger geworden xD Auf jedenfall hört es sich sehr interessant an und ich bin gespannt, sowohl auf das Buch wie auch auf die Testleserunde =)