Hast noch an den Fingerspitzen
Honig ziehen, Schimmelsporen
Aufgeblühter Träume Zitzen
Faul zerflossen, Zuckergären
Sahne gelbe Fäden, Schlieren
Suppen knospend Grauen
Schlitten reibt durch Ritzen
Zerteilt auf allen Vieren Frauen
Schneegedeckt zum Himmelbett.
Aus Milliarden Haaren ein Gerüst
Aus Empfinden, Vertrocknen und Bruch
Fest gebacken auf ihr geschminktes Gesicht.
Pyramiden des Lebens, Tage Termiten
Tragen und schichten aufeinander Geschichten
Katakomben der Krankheit, gekrakelte Zeichen
An Wänden einkratzen, Keime und Siechen
Verkrümmte Krücken für ihr Besteigen
Der Treppen ins Nichts des Vergessens
Reste Gebäude, kreuz und quer Verzicht.
Ein Haiku im Blog
Der Sinister Minister
grinst breit und frohlockt
Mir ist Lyrik meist nicht sooo sehr zugänglich, aber dein Gedicht finde ich wirklich sehr schön. Lautmalerisch. Atmosphärisch.
Liebe Grüße :)
Tolles Gedicht. Mehr muss man dazu nicht sagen ;)
LG Caro
mich erinnern die worte teilweise an paul celan, nur dass die poesie mehr durchscheint bei dir und man sich nicht allzusehr betrunken vorkommt wenn man dein gedicht liest. ich find sie schön… der wechsel von realität zur fiction ( der schlitten) und das sich nicht scheuen vor dem gewaltigen ( gewalttätigen)
Erinnert mich an das morgendliche Aufwachen nach einer Party, die man lieber vergessen möchte. :)
Mir gefällt es total gut! Deine Worte erzeugen sofort Bilder und Emotionen in meinem Kopf. Und beim zweiten Lesen fielen mir noch einige Metaphern auf, die mir beim ersten Mal entgangen sind. Ob ich alles richtig verstanden habe, weiß ich natürlich trotzdem nicht. :) Obwohl mir mal jemand gesagt hat, dass man bei Poesie eigentlich nichts “falsch verstehen” kann, weil einfach jeder ein Gedicht auf seine eigene Weise versteht. Keine Ahnung, ob du dem zustimmen würdest, Jenny. :)
Gerne mehr davon! Ich werde bestimmt öfter hier vorbeischauen…
Gedichte “falsch verstehen” gibt es nicht, aber falsch lesen kann man sie. Wenn man versucht, in ihnen den Autor zu finden und dessen Wahrheit. Dabei sind Gedichte da, den Leser zu spiegeln, und jedes Spiegelbild ist anders, und das ist das Schöne an Gedichten. Finde ich :)
so sehe ich das auch, und das interessante ist, dass sich das gelese mit der zeit ändern kann obwohl der text gleich bleibt. lese ich ein altes gedicht, dass ich als jugendlicher aufbewahrt hatte heute, so kann ich mir zwar die empfindung von damals gut vorstellen, doch kommen heute andere gefühle auf. werden wir andere menschen? mit der zeit? und wenn ja, wo ist der alte junge mo geblieben? :-)
Ich denke, wir werden andere Menschen und irgendwas bleibt dennoch. Wir schieben uns durch die Zeit und hinterlassen Häute, die uns einmal passten.