Endlich ist es so weit: Nur noch ein Kapitel, dann ist mein aktuelles Buch fertig geschrieben! Das ist genau der richtige Moment, um eine Pause zu machen, tief Luft zu holen, an den Anfang zurückzukehren und den gesamten Text bis hierhin noch einmal durchzulesen. So kann ich alle losen Enden aufsammeln und im letzten Kapitel zu einer krönenden Schleife zusammenbinden.
Na ja. So hab ich mir das jedenfalls gedacht. Und beginne zu lesen. Und bekomme Ideen. Verbesserungsideen.
Um die Wahrheit zu sagen: Drei Figuren aus der frühesten Planungsphase haben sich zurückgemeldet. Sie kamen mit unschlagbaren Argumenten, warum sie einen Platz neben den Helden verdienten, und drohten mir außerdem, andernfalls als Poltergeister durch sämtliche Romane zu toben, die ich danach schreiben würde. Seufz.
Also habe ich letzte Woche, in der ich selten den Computer verließ, noch seltener duschte und eigentlich gar nicht aus der Wohnung kam, die gesamte Handlung umstrukturiert, um den drei Nachzüglern Raum zu schaffen. Ich werde eine Menge überarbeiten müssen und einige Kapitel ganz neu schreiben. Das ist wirklich ein großer Aufwand, den ich so noch nie betrieben habe, und die Fertigstellung des Romans verzögert sich dadurch um etwa zwei Monate.
Ist das wirklich nötig? Ja. Geschichten leben, sie wachsen über ihre Autoren hinaus und entwickeln manchmal Potentiale, die entweder verkümmern oder zu einem funkelnden Gefühls- und Gedankengewebe aufplatzen können – und ich glaube, so ein Potential habe ich jetzt entdeckt. Lieber zu spät als nie!
Man kann alles auch verschlimmbessern, das stimmt. Wenn ich in zwei Monaten noch einmal verkünde, dass ich die Geschichte erweitern muss, dann schickt mir bitte Protestbriefe.