Die Verführung eines Blogs besteht darin, alle Vertraulichkeiten des Tagebuchführens mit einer Öffentlichkeit zu teilen, für die man weder Gesichter, noch Stimmen hat und aus der die Fantasie also nur ein Spiegelkabinett machen kann, ein Schillern und Blinken hundertfacher Selbstreflektion. Heute werde ich dieser Verführung erliegen.
Aber zuerst die offiziellen Neuigkeiten: Der Titel des kommenden Romans steht fest! Es hat ein Weilchen gedauert, weil die Titelfindung nicht nur Sache der Autorin ist, sondern auch des Verlags. Was heißen soll: Der Verlag entscheidet zum Schluss.
Aber ich bin sehr glücklich mit dem Titel, da er (was leider nicht immer der Fall ist) zur Geschichte passt wie das Kraut auf Sauce (was in diesem Zusammenhang eine hübschere Vorstellung ist als die Faust auf dem Auge). Lange Rede, kurzer Sinn – wenn ich vorstellen darf, so lautet mein Jugend-Fantasy-Roman, der Anfang 2015 erscheint:
NACHT OHNE NAMEN
Was haltet ihr davon? Wahrscheinlich nicht viel, ich müsste erstmal was zum Inhalt sagen. Nun, der Titel ergibt sich aus zwei Gründen:
- In einer Nacht in Berlin wird ein junges Mädchen ihren Namen für sich behalten, was weitreichende Folgen hat… denn um einen Pakt mit einem Dämon zu schließen, muss man seinen wahren Namen nennen. Wer das nicht tut – nun ja, der kommt vielleicht nicht gleich in Teufels Küche, aber definitiv in die Unterwelt!
- Wir leben in einer Welt voller Begriffe. Menschen haben die possierliche Eigenheit, alles um sich und in sich zu benennen. Doch diese Welt schwimmt in einer Dunkelheit, die von Worten nicht zu erfassen ist. Das Unsagbare umgibt uns, ob wir wollen oder nicht – eine ewige Nacht ohne Namen. Und das spielt in dem Roman eine entscheidende Rolle. Denn die Hauptfiguren wollen in dieses Unsagbare einbrechen.
Ich hoffe, ich durfte das alles schon verraten. Wenn nicht, hoffe ich desweiteren, die lieben Lektorinnen von dtv lesen meinen Blog nicht. ^^
Und weil kein Blogeintrag ohne Illustration auskommt, hier eine Szene aus NACHT OHNE NAMEN:
Ich habe ja schon angekündigt, dass ich heute Abend besonders vertrauensselig bin. Ich möchte an dieser Stelle etwas über mein Privatleben erzählen. Wer davon nichts wissen will, um sich zum Beispiel meine Bücher nicht mit zu vielen Informationen über die Schriftstellerin dahinter zu verhängen, muss hier Halt machen.
Alle anderen dürfen jetzt näher rücken. Ich bin gerade furchtbar aufgeregt, weil sich mein kleiner Bruder in diesem Moment Berlin nähert, um bei mir zu wohnen. Für immer. Oder so lange, bis er eine eigene Bleibe gefunden hat. Daher vermute ich, er klebt mir für alle Zeiten an der Backe.
Das ist eine seltsame Ahnung. Meine letzten zwei Stunden in friedlicher Einsamkeit machen mich zugleich vibrierend vor Sorge und Vorfreude; denn ich liebe meinen Bruder ja, aber wenn sich Liebe mit Abhängigkeit vermischt und das Bedürfnis nach Nähe zu zwangsläufiger Nähe wird, können Beziehungen ganz schön darunter leiden. Zudem ist unsere Familie ein komplizierter Haufen, wenn man es nett ausdrücken will. (Weniger nett wäre: Keimherd psychischer Krankheiten.) Mein Bruder ist der einzige, mit dem ich noch eine innige Bindung habe, daher kann ich mir überhaupt nur mit ihm ein Zusammenleben vorstellen.
Wird es gut gehen? Werde ich ihn zu Tode bemuttern? Werden wir jeden Tag rumalbern? Komme ich überhaupt noch zum Schreiben? Ach, auf all das bin ich nervös gespannt.
Der Zufall will es, dass ich mir in NOIR bereits ausmalte, wie Bruder und Schwester zusammenleben. Wer das Buch gelesen hat, weiß, dass das nicht gerade reibungslos vonstatten geht. Manchmal imitiert nicht die Kunst das Leben, sondern das Leben die Kunst. Hoffentlich aber nicht zu genau…
So, das war es mit den Vertraulichkeiten für heute.
Liebe Grüße in die dunklen Tiefen des Netzes munkelt:
eure Jenny-Mai
Hallo Jenny!
Ich finde es toll, dass du dir Zeit nimmst, die Kommentare zu beantworten!
Glaubst du an alle deine Ideen oder entscheidest du dich für gute/schlechte?
Mein Problem ist, dass ich schon sehr lange an einem Buchprojekt bin, ohne einen Satz geschrieben zu haben, weil dauernd Änderungen anstehen und ich mir unsicher bin, was ich tun sollte.
Kannst du mir einen Rat geben ?
LG, Inga
Guten Morgen, Inga!
Zu deinen Fragen: Prinzipiell muss ich zu all meinen Ideen positiv eingestellt sein, sonst würden sie sich irgendwann nicht mehr trauen, zu kommen. Aber natürlich kann ich sie nicht alle umsetzen – sie widersprechen sich ja oft und konkurrieren miteinander. Die Unsicherheit, von der du erzählst, kann ich gut nachvollziehen. Da gibt es keine einfache Lösung. Da muss man in sich gehen und sein Gefühl bei den Ideen prüfen. Oft glaubt man ja eine Idee nicht machen zu dürfen oder einer anderen verpflichtet zu sein – da muss man sich fragen, warum. Besteht die Gefahr, dass man etwas nachahmt, und deshalb verbietet man sich die Idee – obwohl man sie so gerne umsetzen würde? Oder glaubt man einer Idee den Vorzug geben zu müssen, weil man ihr mehr Erfolg zutraut, obwohl man mit ihr fremdelt? Letztlich gibt es keine perfekte Ausführung. Es gibt nur die eine Ausführung, die du tatsächlich realisierst. Und die ist in jedem Fall besser als eine nicht realisierte!
Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem Spaß an der Sache :)
Ja ich kann mich allen *Buch-bezogenen* Kommentaren nur anschließen! Klingt faszinierend, ich hoffe ich kann es bald in den Händen halten. :D
Mit meinem Bruder zusammen leben? Grrrrr…. In meinem Fall wohnen wir noch alle zusammen unter Mama´s und Papa´s Dach und das ist ja schon kompliziert und schwierig, du hast meinen größten Respekt, dass du dich das traust! Ist doch schön, dass ihr noch so eine Beziehung zu einander habt.
Liebe Grüße aus der Außenwelt,
Julia
P.S. Gibt´s eine anstehende Lesung? Wenn ich das so höre wohl eher nicht … ?
Ja, wenn man noch bei den Eltern wohnt, sind Geschwister meistens das zweitgrößte Übel ^^ Aber das ändert sich, wenn man nicht mehr gezwungenermaßen aufeinander hockt, glaube ich.
Hey Jenny. :)
Der Titel klingt schonmal unglaublich gut … und die Geschichte total spannend!
Was ist aber mit deiner Idee, deine Leser mit in die Geschichte einzubinden? Wird daraus noch was? :)
Liebe Grüße
xxx
Den Titel finde ich wirklich wunderschön!
Das Zusammenleben mit deinem Bruder klappt bestimmt. =)
Liebe Grüße!
P.S. Ich war übrigens vor ein paar Jahren auf einer deiner Lesungen (als Magierlicht erschien). Sie war echt toll und wie du siehst bin ich immer noch ein großer Fan deiner Bücher =)
Das freut mich! Vielleicht komm ich ja mit einer Lesung zu “Nacht ohne Namen” in deine Nähe, dann sehen wir uns wieder :)
Kündigst du deine Lesungen konkret hier im Blog an oder wo anders? Bist du mal in der Nähe oder in Frankfurt? Weiß ja nicht wo du zur Zeit wohnst :)
Hi Julia! Wenn es Lesungen gibt, kündige ich sie hier auf dem Blog an. Das wird vermutlich frühestens im kommenden Frühling sein, wenn mein neuer Roman erscheint. Frankfurt ist ja kein ganz fernes Fleckchen, also stehen die Chancen nicht schlecht :)
Du glaubst nicht wie sehr ich mich darüber freue! ;) ich will ja jetzt kein Fan-Geschmeichel von mir geben, aber ich muss doch mal sagen, dass du meine Lieblingsautorin bist. Seit ich deinen Roman “Raben Mond” gelesen habe, greife ich selbst zur Feder – oder in diesem Zeitalter eher zum Word-Programm auf dem Computer :D Du hörst sowas bestimmt nicht zum ersten Mal, aber dein Schreibstil und deine Geschichten sind großartig (vielleicht habe ich das schon mal auf fb erwähnt…:D )!
Kommst du auch mal auf die Frankfurter Buchmesse? Denn ich würde dir soo gerne mal (eine Millionen ;) ) Fragen stellen!
^_^
ansonsten lese ich gemütlich weiter und warte auf den Frühling und dein neues Buch… :D
Julia, danke für das Lob! Wenn “Rabenmond” für dich der letzte Stups in die Richtung war, selbst zu schreiben, hat das Buch sein höchstes Ziel erreicht. Wer weiß, vielleicht inspirieren deine Texte eines Tages die nächste Generation, und so setzt sich das Ganze fort…
Dass ich dieses Jahr auf der Buchmesse sein werde, ist eher unwahrscheinlich. Aber nächstes Jahr werde ich bestimmt mehr unterwegs sein. Wenn ich Termine habe, dann gebe ich sie hier und auf Facebook bekannt. Jetzt bin ich ja auch auf die Millionen Fragen neugierig :)
Wuhu! Ich hab gerade deinen Blog gestreichelt *lol* Weil ich so fasziniert von dem Titel war, und ja, der kurze Plot Auszug verspricht definitiv wieder etwas super spannendes. Mir kribbelt es schon jetzt in den Fingern!
Ich wünsch dir viel Spaß mit deinem Bruder! Das klappt schon irgendwie! (ich spreche aus WG-Erfahrung, und da sind wir auch zumeist ein sehr bunter Haufen!) =)
Ich freu mich schon wahnsinnig auf dein neues Buch. Noir wartet noch darauf von mir mit Haut und Haaren verschlungen zu werden – ich bin gespannt!
Streicheleinheiten! Das ist im Internet viel zu selten. Ich glaube, der Blog schnurrt…
Dann drücke ich dir mit “Noir” erstmal die Daumen. Möge es wohlbekömmlich sein!
Das klingt wirklich wunderbar. Der Titel und auch die kurzen Plot-Auszüge zeigen auf jeden Fall, dass uns da wieder etwas großes erwartet. Ich bin schon jetzt unglaublich gespannt und kann mein kommendes Geburtstagsgeschenk kaum noch erwarten!
Ich hoffe, dass ihr zwei euch gut verstehen werdet. Ich weiß, dass ich das mit meinem Bruder niemals versuchen würde, aber euch traue ich das zu!
Liebste Grüße,
Kevin
Ja, Familie stellt einem immer die Herausforderung, mit Menschen klarzukommen, die möglicherweise ganz anders sind als man selbst. Das hat sein Gutes und sein Schlechtes, ob es nun funktioniert oder eben nicht… Ach, Menschen! Sie sind so kompliziert.
Oh, da bin ich ja gerade rechtzeitig zum neuen Blogpost von dir! Gott, wie gern ich den Roman schon jetzt lesen würde. Klingt genau nach meinem Geschmack, wenn man das so sagen kann :)
Und was deinen Bruder angeht: ich habe selbst eine Weile mit meinem jüngeren Bruder zusammengelebt (er ist 2 1/2 Jahre jünger als ich), und ich wagen jetzt mal die Prognose, dass ihr beiden 1.) nach vielleicht etwas befremdlicher Wiederannäherung unglaublich viel Spaß haben und rumalbern werdet, sodass du nur schwer zum Schreiben kommst, 2.) dann allmählich die tägliche Routine alles verlangsamen wird, sodass du dich wieder in Ruhe dem Schreiben zuwenden kannst während dein Bruder nebenan eine Serie schaut, 3.) ihr irgendwann in die Phase rutscht, wo du ihn bemuttern wirst und ihr euch generell auf die Nerven fallt : P bis auch das überwunden ist und sich so einpendelt, dass ihr einen Rhytmus aus alltäglichem-Rumalbern-und-trotzdem-zu-Dingen-kommen findet. So oder so wirst du es nicht bereuen. Nur dann und wann mal, aber das ist es wert : )
So. Dann genieß deine letzten Nur-Jenny-Stunden.
Liebst, Maisy.
Liebe Maisy,
danke für die ausführliche und treffende Prognose! Das sind genau die Zustände, in denen ich uns wiederkenne… man müsste die guten Phasen in die Länge ziehen und die unbequemen minimieren. Aber diese Denkweise zeigt schon, wie sehr ich in meinem große-Schwester-Sein verhaftet bin: Alle Beziehungszustände zum Brüderchen sind wie Teig, den man kneten kann… Ich sollte dringend mit der Kneterei aufhören.